Sommersemester 2020

Im zweiten Semester legen wir unseren Schwerpunkt auf die Wahrnehmung, das Sehen und die zeichnerische Übersetzung von Gesehenem. Dabei versuchen wir, verschiedene Dinge in den Blick zu rücken, und überlegen, wie wir das Beobachtete, Gedachte übertragen könnten. Dies bedeutet, dass es im zweiten Kurs von Gestalten hauptsächlich darum geht, die ausgewählten Motive und Sujets als eine miteinander zusammenhängende Komposition zu begreifen, die eine Atmosphäre hat und die in jeder individuellen Übertragung als Zeichnung auch eine Atmosphäre haben wird.

Wir werden bei den wöchentlichen Aufgaben üben, einen interessanten Ausschnitt zu finden und die gesamte Zeichnung nicht nur als eine Darstellungsübung des Einzelobjekts aufzufassen, sondern sie als Ganzes zu sehen, also als ein Blatt aufzufassen, welches auch für sich selbst stehen könnte.

In diesem Linolschnitt-Seminar werden Raster eine besondere Rolle spielen. Sie erscheinen in der Musik, in der bildenden Kunst, natürlich in der Architektur und auch in vielen anderen Bereichen, weil sie eine Struktur vorgeben, die Ordnung und Orientierung schafft. Innerhalb dieser Struktur gibt es Freiräume der Gestaltung, auf die man besonders schaut, wenn sie Eigenheiten sichtbar machen, obwohl sie sich in einer engen Struktur zeigen.

Auch die Art des Rasters ist gestaltbar und ergibt zusammen mit den variablen Teilen einer Komposition im besten Fall ein offenes, lebendiges und abstraktes Bild. Die Linolschnitt-Technik eignet sich zum freien Entwurf einer Fassade ideal, da sie sich in ihrer Ästhetik auf die wesentlichen Elemente und die Räume in einer Komposition reduziert. Wir schneiden wie üblich Platten in verschiedenen Formaten und arbeiten auf eine Ausstellung hin, die die Resultate zeigt.

Die Teilnehmenden haben mehrfach gewechselt und dennoch sind die Ausstellungseröffnungen zu einem Kontinuum im Haus geworden, das dank der interessierten und engagierten Studierenden auf hohem Ausstellungsniveau bleibt.

Üblicherweise besteht das Programm aus einer Einzel- und einer Gruppenausstellung mit Arbeiten der Studierenden. In diesem Semester erarbeiten wir erstmalig eine Fotoausstellung und laden einen Künstler ein, der sich eingehend mit den Unités von Le Corbusier beschäftigt hat. Den dazu erschienenen Katalog nehmen wir zum Anlass, uns über Architekturfotografie zu unterhalten, den Ausstellungsaufbau zu begleiten, die Eröffnung und Dauer der Ausstellung zu organisieren und zu gestalten.

Im Bildseminar beschäftigen wir uns dieses Semester mit textilen Bildern und ihren Erscheinungen in der Architektur, in der freien Kunst sowie an den Schnitt- stellen von beiden. Gewebe und Geflecht aus unterschiedlichen Materialien ergeben im Zusammenspiel oft eine feingliedrige Struktur und Oberfläche, aus der wir für unsere Bild- und Fassadenkomposition etwas ziehen können. Wir gehen auf einen Stadtspaziergang und schauen uns die Gebäude mit besonderem Fokus auf die Fassadengestaltung, deren Detaillierung und Farbgebung an. Welche Analogien lassen sich in gewebten, gestrickten Bildern erkennen und wie können wir diese in unseren eigenen Entwürfen verwenden ? Das Bildseminar wird in Zusammenarbeit mit dem Linol- und Galerieseminar wieder auf eine Ausstellung in der Galerie Parkhaus hinarbeiten, bei der sich dann die verschiedenen Formate und Übersetzungen der Aufgaben betrachten lassen. Wie immer ist die wöchentliche Teilnahme an den Besprechungen obligatorisch.